Drama, Deutscher Film
Bewertung und Kritik von
Filmfan "InaLena" am 08.04.2008Zu anfangs kommen viele negative Gefühle gegen den Protagonisten Franz Brenninger auf (= Sepp Bierbichler wurde diese Rolle auf Leib und Charakter zurecht geschrieben), denn eigent-lich ist er ein richtiger Kotzbrocken. Er flucht, verarscht seine Umwelt, nimmt seine Frau nicht ernst (obwohl er sie trotz allem zärtlich liebt), erniedrigt seine Kinder (nicht ganz zu Unrecht übt er seine Kritik aus, aber leider unter die Gürtellinie), doch umso länger man sich dieser Ge-schichte hingibt – die zu anfangs sehr langsam „schwebt“ (vielleicht auch durch die eisige baye-rische Winterlandschaft) – merkt die Zuschauerin: eigentlich hat er recht. Sein einstmals stabiles Unternehmen ist von Großkonzernen in die Knie gezwungen worden; er steht vor der Pleite. Die unbandige Lebenslust, die der zügellose Mann in sich hat, wird von der Familie nicht ver-standen und von den Ärzten mit Tabletten „reguliert“. Seine Ehrlichkeit ist verletzend, aber es sind keine Lügen, die er seinen Mitmenschen auf den Kopf zusagt ! Nein, nur grobschlächtig, so wie das Leben mit ihm umgeht, agiert er in seinem Umfeld.
Er trifft auf Leyla, eine junge Kurdin, die seine Geschäftspost aus dem Englischen übersetzen soll – ein seltsames Angebot über Geldverschiebungen aus Kenia erreicht ihn und sofort läuten alle Alarmglocken: Das kann nicht gut gehen – das sind Gauner; jeder spürt das! Doch durch einen erneuten Schicksalsschlag (seine Frau droht zu erblinden und benötigt eine teure OP), lässt er sich auf den Deal ein und verliert prompt weitere 50.000 $ (die er nicht besitzt und die der Sohn für die Operation der Mutter überwiesen hat), anstatt zu seiner Rettung 750.000 $ zu erhalten. Total in Wut aufgelöst fährt er nach Afrika, mit Leyla im Gepäck, die sich von den Brenninger-Launen nicht so schnell verschrecken lässt. Dort findet er natürlich nur ein Elends-viertel bei der angegebenen Büroadresse – Wellblechbuden und zornige, hungrige, skeptische Menschen und ein es nicht glauben wollender alternder weißer Ex-Geschäftsmann, der sich immer wieder im Kreise dreht; diese Szene gehört zu den besten Metaphern in diesem Film. Natürlich kennt niemand den Vertragspartner! Auch die Deutsche Botschaft zieht sein Ansin-nen ins Lächerliche und nun ist die Schwermut das einzige was ihm noch bleibt; allerdings ent-steht dadurch aus der unansehnlichen Brenninger-Larve ein wundervolles leichtes Schmetter-lingsgeschöpf – als wären die garstigen Teile seiner Seele unter der afrikanischen Sonne wegge-schmolzen. Für ihn steht fest, dass er dieses Land nicht mehr verlassen will – es tut ihm gut; zum ersten Mal seit Jahren fühlt er wieder echtes Leben durch sich hindurchströmen. Er hat seine Würde wieder erlangt und das befähigt ihn zu dem Schritt, von diesem Leben zu einem neuen Anfang zu gehen. Die einzige, die ihn versteht ist Leyla, aber wohl auch die einzige, die wirklich um ihn trauert.
Der Film rollt die Endstationen eines vom „Glück verlassenen“ Mannes auf und tut dies in ei-ner solchen Intensität, dass diese schwere Traurigkeit noch länger im Betrachter klingen würde, wenn der Regisseur Hans Steinbichler (schon sein Debüt „Hierankl“ in 2003 ist ein geniales Stück Filmgeschichte – ebenfalls mit Sepp Bierbichler in der Hauptrolle) nicht im „Afrika-Teil“ seines zweiten Streifens alles in den Wandel setzt und somit die Zuschauerinnen mit der Leich-tigkeit und der Lust des schwarzen Kontinents überrascht. Allerdings erhält dieser Film seine Wirkkraft wohl in erster Linie durch einen genialen Sepp Bierbichler.
ungeprüfte Kritik